#wirsindpfandbrief: Im Gespräch mit Anja Käfer-Rohrbach

Anja Käfer-Rohrbach Head of Governmental Affairs, Aareal Bank

Welche Lehren zieht Ihre Bank aus der bisherigen Krisenzeit (u.a. Digitalisierung)?

Die vergangenen Wochen und Monate im Homeoffice haben eindrücklich gezeigt, dass man sich in der Aareal Bank – gerade auch, wenn es anspruchsvoll wird – aufeinander verlassen und sehr effektiv zusammenarbeiten kann. Denn mit Anordnung des Lockdowns im März 2020 wurde praktisch von heute auf morgen der komplette Bank- und Geschäftsbetrieb auf digital umgestellt und ins Homeoffice verlegt. Da zahlt es sich natürlich aus, dass wir bezüglich der Hard- und Software für Remote-Arbeiten sehr gut ausgestattet sind.

Neben der Technik waren und sind es natürlich die Menschen, auf die es in einer solchen Zeit ankommt. Ein Unternehmen wie die Aareal Bank komplett aus dem Homeoffice zu steuern, verlangt von Führungskräften und Mitarbeitern ein höchstes Maß an Flexibilität und auch Vertrauen. Neben den Herausforderungen und Unannehmlichkeiten, die COVID-19 für uns alle bedeutet haben bzw. immer noch bedeuten, habe ich persönlich diese Zeit daher auch als sehr bereichernd empfunden. Im Team und in der gesamten Bank sind wir trotz Abstand enger aneinandergerückt.

 

Hat die Covid-19 Krise bei Ihnen einen Change-Prozess ausgelöst bzw. verstärkt oder angetrieben?

Insgesamt ist die Bank IT-seitig, aber auch in der Kommunikation selbst, bereits sehr gut digital aufgestellt. Homeoffice und flexibles Arbeiten gab es auch schon vor Corona. Allerdings war die Arbeit im Büro und auch physische Meetings vor Ort eher die Regel und nicht die Ausnahme. Corona hat das völlig umgedreht.

Ich denke nicht, dass wir in Zukunft alle nur noch von zuhause arbeiten werden – dafür ist der persönliche und unmittelbare Austausch für uns Menschen zu wichtig. Ich glaube dennoch, dass Arbeiten „on remote“ uns generell als Organisation flexibler macht. Die Aareal Bank Group war dafür auch vor Corona bereits hervorragend aufgestellt. Tools, wie Microsoft Teams oder WebEx, sollten daher auch nach Corona weiterhin so intensiv genutzt werden, um Termine aus dem Homeoffice oder mit anderen Standorten interaktiv wahrnehmen zu können.

 

Welche Maßnahmen aus der Politik wünschen Sie sich bzw. erachten Sie als notwendig?

Die COVID-19-Pandemie ist eine beispiellose wirtschaftliche Herausforderung. Zusätzlich trifft uns der ökonomische Schock alle gleichzeitig – ohne dass wir die gesamten Ausmaße zum jetzigen Zeitpunkt absehen können. Die Politik hat schnell und umfangreich reagiert. Alle politischen Institutionen – national wie auch europäisch – haben Handlungsfähigkeit und Entschlossenheit bewiesen. Das war wichtig und richtig. Ob alle Maßnahmen 100%ig die gewünschte Wirkung erzielen werden, wird man sehen.

Der Fokus der Kreditinstitute liegt derzeit auf der Unterstützung der Unternehmen und Kunden mit der erforderlichen Liquidität. Aufgrund der aktuellen Lage und der dadurch bedingten politischen Maßnahmen stehen die Banken in diesem Bereich vor großen Herausforderungen. Banken sind sich ihrer Verantwortung in diesen Zeiten bewusst. Wichtig wäre es, dass die Politik die Rahmenbedingungen so gestaltet, so dass die Kreditinstitute weiterhin gut durch die voraussichtlich noch dieses und Teile des nächsten Jahres andauernde Phase der Unsicherheit und der wirtschaftlichen Rezession navigieren können. Regulatorische Anforderungen sollten die Banken nicht zusätzlich belasten, sondern es ihnen erleichtern, mit der Krise umzugehen.


Unsere Kampagne trägt den Namen #wirsindpfandbrief. Inwiefern profitieren Sie von der Zusammenarbeit im vdp – allgemein und insbesondere während der COVID-19-Pandemie?

Der vdp ist für uns als Bank insgesamt wie auch für mich persönlich als Governmental Affairs Verantwortliche ein wichtiger Partner bei politischer Kommunikation und im Bereich der Regulierung. Ich schätze die seit Jahren bestehende vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit. Diese Basis war und ist eine gute Voraussetzung auch in Krisenzeiten. Der vdp hat auch im Lockdown „funktioniert“ – schnell und fachlich fundiert wie immer und flexibel und unbürokratisch mit neuen digitalen Formaten.


Inwiefern hat sich die Kommunikationsstrategie Ihres Hauses (intern/extern) im Zuge der COVID-19-Krise verändert?

Die COVID-19-Pandemie stellt für uns alle eine besondere Herausforderung dar, denn sie betrifft und trifft uns alle: beruflich wie auch im persönlichen Leben. Und es gibt keine Voraussagen, wann die Corona-Pandemie endgültig überstanden sein wird. Kommunikation ist daher in einer Krise wie dieser besonders wichtig, denn Kommunikation baut in unsicheren Zeiten Vertrauen auf. Deswegen ist es so wichtig, mit den Stakeholdern in Kontakt zu bleiben, denn ein Schweigen auf den relevanten Kanälen würde mühsam aufgebautes Vertrauen zerstören und Unsicherheit schaffen.
Der Fokus unserer Kommunikation liegt grundsätzlich darauf, so früh wie möglich und mit größtmöglicher Transparenz über neue Entwicklungen und Entscheidungen zu informieren. Dieses Vorgehen gilt umso mehr in einer Krise wie dieser. Die Kontaktbeschränkungen haben zudem die bisher vertraute Art der Kommunikation oftmals nicht erlaubt und gleichzeitig neue Formen hervorgebracht. Mit Einführung des Newsrooms haben wir hier bereits vor rund eineinhalb Jahren die richtigen Weichen gestellt. So haben wir neue Formate eingeführt und bestehende Formate auf rein digital umgestellt. Das hilft uns auch in der Pandemie, flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren. Insgesamt bestätigt die Krise unseren Kurs und wir verstehen sie auch als Chance unseren Weg weiterzugehen und weiterzuentwickeln.