zurück

Wohnimmobilienmarkt im Fokus

Berlin, 9. September 2022

vdp Immobilien-Forum 2022 bietet zwei Fachvorträge und eine Panel-Diskussion

Das diesjährige Immobilien-Forum des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) beleuchtete die aktuellen Entwicklungen auf dem Wohnimmobilienmarkt. Rund 60 Gäste nahmen an der Präsenzveranstaltung in Berlin teil und nutzten anschließend die Möglichkeit des direkten Dialogs. Weitere rund 120 Teilnehmer:innen verfolgten das Forum im Livestream.

In seiner Begrüßungsansprache verwies vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt auf die neuen politischen Umstände und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen auf Europa und Deutschland. Der Krieg in der Ukraine führe zu hohen Kostensteigerungen bei der Energieversorgung und treibe die Heiz- und Stromkosten auf ein hohes Niveau. Ungeachtet dessen sei die Immobilienbranche weiterhin gut gerüstet: Deutschland verfüge über einen gesunden Immobilienmarkt, der seine Robustheit immer wieder unter Beweis gestellt habe. Angesichts des unverändert knappen Angebots sei die Schaffung von ausreichendem und bezahlbarem Wohnraum – möglichst nachhaltig und energieeffizient – nach wie vor unerlässlich. Tolckmitt betonte, dass der damit verbundene Finanzierungsbedarf nur durch leistungsstarke Banken gedeckt werden könne. Eine Überregulierung der Banken, wie sie sich derzeit abzeichne, erschwere jedoch die Zielerreichung, mehr Wohnraum zu schaffen.

Mit Blick auf den Wohnimmobilienmarkt konnte Hildegard Höhlich, Senior Managerin Immobilienmarkt und -finanzierung beim vdp, die in der Presse bisweilen berichtete Abschwächung der Preisdynamik bis einschließlich Juni dieses Jahres nicht bestätigen. In ihrem Vortrag verwies sie aber auf Veränderungen am Markt: Auf der Nachfrageseite hätten die höheren Finanzierungskosten die Aktivitäten zahlreicher institutioneller Investoren gestoppt, sodass für das zweite Halbjahr 2022 keine spürbare Belebung des Transaktionsgeschehens zu erwarten sei. Ferner führten die gestiegenen Zinsen dazu, dass der Erwerb von Wohneigentum für Schwellenhaushalte bei dem aktuell bestehenden Preisniveau zunehmend schwieriger werde. 

Über das Thema Energieeffizientes Wohnen referierte Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanz- und Immobilienmärkte beim Institut der deutschen Wirtschaft. Der Ökonom unterstrich in seinem Vortrag die unterschiedlichen Energieverbräuche von Neu- und Altbauten und plädierte für eine Fokussierung von Fördergeldern auf bereits bestehende Altbestände. Klimapolitisch ist die Förderung von Neubauten mit besonders hoher Energieeffizienz nur wenig sinnvoll, da Neubauten einen niedrigeren Energieverbrauch aufweisen als Altbauten.

Die anschließende Panel-Diskussion drehte sich um die Frage, wie mehr Bau- und Sanierungsvorhaben geschafft und finanziert werden können. Die Gäste Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin beim Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Saidah Bojens, Niederlassungsleiterin Berlin bei Instone Real Estate, Bernhard Daldrup, Mitglied des Bundestags und Obmann im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen, SPD, sowie Jens Tolckmitt diskutierten mit dem Moderator Michael Fabricius, leitender Immobilienredakteur der WELT, über Herausforderungen beim Wohnungsneubauund mögliche Lösungsansätze. Die Panel-Teilnehmer:innen unterstrichen den Mehrbedarf an Wohnraum, insbesondere in Ballungszentren. Bedingt durch die erhöhten Baukosten sei jedoch ein Rückgang an Bauprojekten zu beobachten. Für zukünftige Bauvorhaben sei eine angemessene Förderung eine wichtige Grundlage. Diskutiert wurde schließlich auch darüber, dass politische Visionen wie die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum nicht im Einklang stünden mit der regulatorischen Realität, der sich die Finanzwirtschaft derzeit ausgesetzt sehe.