"An der expansiven Geldpolitik ändert sich gar nichts"
Entscheidung des EZB-Rats fällt aus vdp-Sicht zu zaghaft aus
Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) hält die bei der gestrigen EZB-Ratssitzung getroffene Entscheidung für überfällig, jedoch deutlich zu zaghaft:
„Es ist positiv, dass die EZB ihre Phase monatelangen Stillhaltens überwunden hat und plant, das Gaspedal der ultralockeren Geldpolitik etwas weniger stark durchzudrücken“, kommentierte vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber er hätte kaum kleiner ausfallen können. Wenn man bedenkt, wie gut die europäische Wirtschaft die Folgen der COVID-19-Krise überwunden hat, wäre weit mehr als diese kosmetische Maßnahme angemessen gewesen“, betonte Tolckmitt.
Im Rahmen des Corona-Notfallankaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) erwirbt die EZB derzeit Wertpapiere von Staaten und Unternehmen in einem Volumen von rund 80 Mrd. Euro – Monat für Monat. Bei seiner gestrigen Sitzung hat der EZB-Rat entschieden, diese Käufe „moderat“ zu drosseln.
Angesichts dessen, dass die EZB allein die Wertpapierkäufe im PEPP moderat reduzieren möchte und offenbar alle anderen geldpolitischen Maßnahmen unverändert lässt, sei eine Normalisierung nach wie vor in weiter Ferne, so Tolckmitt.
„An der expansiven Geldpolitik ändert sich gar nichts. Die Geldflut hält weiter an.“
Die Ankaufprogramme der EZB – seien es PEPP oder APP (Asset Purchase Programme) – verzerren die Märkte seit vielen Jahren, kritisiert der vdp. Die Emittenten profitieren zwar auf den ersten Blick von günstigen Refinanzierungsbedingungen. Allerdings hat die enorme Nachfrage der Notenbank inzwischen zu einer Verfestigung des verzerrten Renditeumfelds auf den Märkten geführt.