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vdp Immobilien-Forum erstmals hybrid

  • Vorträge beleuchteten starke Nachfrage nach Wohnimmobilien
  • Rückgang bei Gewerbeimmobilienfinanzierung erwartet
  • Berliner Mietendeckel Thema der Paneldiskussion

Das diesjährige Immobilien-Forum des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) fand erstmalig als hybride Veranstaltung statt, neben dem Besuch der Präsenzveranstaltung in Berlin war eine Teilnahme via Livestream möglich. Auch in diesem Jahr nutzten wieder zahlreiche Immobilienexperten und Branchenvertreter die Veranstaltung als Plattform für den persönlichen und nun auch virtuellen Austausch.

Zu Beginn erläuterte Thomas Hofer, der beim vdp den Bereich Immobilienmarkt und -finanzierung leitet, die Entwicklung von Kaufpreisen, Fremdmitteleinsatz und Kreditbelastung bei der Wohnungseigentumsfinanzierung. Er verwies dabei auf die langanhaltende Aufschwungphase des deutschen Wohnimmobilienmarkts seit der Finanzmarktkrise sowie das seitdem kontinuierlich zunehmende Bau- und Transaktionsvolumen. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie sind in der Wohnimmobilienfinanzierung bisher kaum erkennbar, unterstrich Hofer. Zur Jahresmitte lagen die Auszahlungen aufgrund eines sehr starken ersten Quartals um 8,6 Prozent über dem Vorjahreswert. Auch für das gesamte Jahr 2020 sei im Vergleich zum Vorjahr mit einer Zunahme der Kreditvergabe zu rechnen, so Hofer.

Prof. Dr. Tobias Just, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienwirtschaft IREBS, war via Stream zugeschaltet und stellte auf dem Immobilien-Forum die zentralen Ergebnisse des German Debt Projects (GDP) 2020 vor. Demnach nahm das Neugeschäft der gewerbeimmobilienfinanzierenden Banken im Jahr 2019 wieder zweistellig zu. Für das Jahr 2020 gehen die Banken hingegen von einem deutlichen Rückgang aus.

„Insgesamt bedeutet die Pandemie sicherlich einen kräftigen Dämpfer, wahrscheinlich sogar eine Zäsur für die Immobilienfinanzierungsbranche, doch bisher zeichnet sich für die Banken kein Krisenszenario ab“, erläuterte Just.

Die anschließende Panel-Diskussion trug den Titel

„Die Hauptstadt und ihre Signalwirkung: Wie sieht die Zukunft des Berliner Immobilienmarkts aus – inmitten von verstärkter Regulierung und Wirtschaftskrise“.

Katrin Schmidberger, wohnungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des Abgeordnetenhauses, begrüßte die „Atempause“, die der Mietendeckel den Berliner Mieterinnen und Mieter verschafft habe. Zudem solle der preiswerte Neubau forciert werden, wobei die stark gestiegenen Bodenpreise ein „massives Problem“ darstellen. Sie sieht den Berliner Senat in der Pflicht, passende Förderprogramme aufzulegen und Grundstücke zu „machbaren Konditionen“ anzubieten.

Just mahnte an, dass das Angebot an Mietwohnungen in Berlin bereits jetzt um 25 Prozent eingebrochen sei, Tendenz weiter fallend. Marcus Buder, Leiter Gewerbliche Immobilienfinanzierung der Berliner Sparkasse, kritisierte den Eingriff in die Eigentumsrechte der Vermieter und zeigte sich besorgt, dass sich Investoren ob der unklaren Gesetzeslage aus Berlin zurückziehen. Diese Sorge wurde von Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des vdp, geteilt. Zudem verwies er auf den „Green Deal“ der EU-Kommission und die notwendige Sanierung des Gebäudebestandes („Renovation Wave“), die maßgeblich zum Erreichen der Klimaziele beitragen sollen. Laut Schmidberger müssten zwischen fünf und sieben Mrd. Euro in die energetische Sanierung in Berlin fließen, um die Stadt klimaneutral zu gestalten. Tolckmitt verwies darauf, dass für solche Summen private Initiativen notwendig seien und die Politik entsprechend konsistent darauf ausgerichtet sein sollte.