#wirsindpfandbrief: Im Gespräch mit Stefani von Carlsburg

Stefani von Carlsburg Leiterin Unternehmenskommunikation, Hamburger Sparkasse

Welche Bedeutung erfährt der „Green Deal“ während der Krise?

COVID-19 zeigt einmal mehr, dass Nachhaltigkeit viel mehr Facetten als „nur“ den Klimaschutz hat. Nachhaltigkeit bedeutet eben mehr als „grün“. Es geht darum, Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. COVID-19 hat uns radikal vor Augen geführt, dass alles miteinander in Verbindung steht. Wir müssen nicht nur so tun, sondern wirklich ganzheitlich denken und handeln, um den Menschen eine gute Zukunftsperspektive zu geben. In der Haspa haben wir in der Krise unser gesellschaftliches Engagement gerade nicht zurückgefahren. Und wir haben alle Kräfte mobilisiert, um unsere Privat- und Firmenkunden mit aller Kraft zu unterstützen und gut durch diese Krise zu begleiten. Dabei ging es um konkrete Kredit- und Liquiditätshilfen ebenso wie um die Sicherstellung der Bargeldversorgung. Wir wollten gerade in der Not für unsere Kunden da sein. Deshalb hatten wir uns – als einzige Bank in Hamburg – auch dazu entschieden, alle Filialen offenzuhalten.

Welche Lehren zieht Ihre Bank aus der bisherigen Krisenzeit (u.a. Digitalisierung)?

Die COVID-19 Krise hat das tägliche Leben von uns allen auf den Kopf gestellt. Der Arbeitsalltag hat sich deutlich verändert. Gespräche auf Distanz und Telefon- und Videokonferenzen mit Kollegen und Kunden bestimmen nach wie vor unseren Alltag. Das hat allen viel abverlangt und bedurfte ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen. Wir sind in dieser Zeit näher zusammengerückt – trotz Mindestabstand. Die Krise hat gezeigt, was alles möglich ist, wenn es darauf ankommt. Diese Veränderungsdynamik wird uns hoffentlich ein Stück weit erhalten bleiben. Viele Unternehmen und auch die Haspa haben auch bei technischen Lösungen für das mobile Arbeiten massiv aufgerüstet und investiert. Mittlerweile kehren wir zwar langsam zu einer gewissen Normalität zurück und damit auch wieder mehr Mitarbeiter ins Büro. Was aber bleiben wird, ist ein hohes Maß an Flexibilität sowie die Erkenntnis, dass wir fast alle wesentlichen Geschäftsprozesse auch dauerhaft mobil erbringen können.

Hat die COVID-19 Krise bei Ihnen einen Change-Prozess ausgelöst bzw. verstärkt oder angetrieben?

Die Haspa ist eine starke Marke, der die Menschen in der Stadt vertrauen. Aus dieser Position der Stärke heraus haben wir schon lange vor Ausbruch der COVID-19 Pandemie intensiv daran gearbeitet, die Haspa auch für kommende Generationen weiterzuentwickeln und für unsere Kunden noch attraktiver zu machen. 2017 haben wir das größte Investitionsprogramm in unserer Geschichte gestartet: Wir bauen alle unsere Filialen zu Nachbarschaftstreffs in den Stadtteilen aus, investieren in unsere digitalen Angebote und haben unsere IT auf das moderne System der Sparkassenfinanzgruppe umgestellt. Und mit unserem Zukunftsprogramm Spring (Sparkasse richtig neu gedacht) stellen wir uns mit maximaler Kundenorientierung zum Vorteil unserer Kunden auf. Wir werden digitaler, schlanker und schneller. Wir bauen digitale Angebote gleichwertig zum stationären Vertrieb aus und erweitern die Kundenbetreuung über Telefon, Mail und Video. Die COVID-19 Krise hat der Digitalisierung dabei – weit über das mobile Arbeiten hinaus – einen zusätzlichen Schub verliehen – auch bei unseren Mitarbeitern. Diesen Schwung wollen wir jetzt nutzen.

Welche Maßnahmen aus der Politik wünschen Sie sich bzw. erachten Sie als notwendig?

Im Frühjahr war für niemanden vorhersehbar, wie sich die Pandemie im Detail auswirken würde. Entscheidungen mussten oftmals auch im Blindflug getroffen werden. Das war für uns alle – und für die Politiker im besonderen Maße – eine große Herausforderung. Die Politik hat Handlungsfähigkeit bewiesen und schnell und unbürokratisch reagiert. Das war wichtig und richtig. Wir haben in Hamburg dabei den großen Vorteil, einen Mediziner als Bürgermeister zu haben.

Die Finanzpolitik muss den Rahmen schaffen, damit die politischen Entscheider vor Ort die Unternehmen und Menschen weiterhin unterstützen können. Auch die jeweiligen Anforderungen für die Kreditwirtschaft müssen in den Blick genommen werden, um unbürokratisch helfen zu können. Die Regulatorik darf nicht zu zusätzlichen Belastungen führen. Wir brauchen gesunde Banken und Sparkassen, die in der Lage sind, ausreichend Kredite zu vergeben und für die benötigte Liquidität sorgen. Wenn jeder an seiner Stelle einen zentralen Beitrag leistet, werden wir die Krise auch weiterhin gemeinsam gut meistern. Im Schulterschluss von Bund, Land und Kreditwirtschaft.

Inwiefern hat sich die Kommunikationsstrategie Ihres Hauses (intern/extern) im Zuge der COVID-19-Krise verändert?

Die Erkenntnis, dass der Kommunikation gerade in Krisenzeiten eine ganz entscheidende Rolle zukommt, ist nicht neu. Neu ist aber das Ausmaß der COVID-19 Krise. Ziel unserer vernetzten, integrierten 360-Grad-Kommunikation war und ist es, Unsicherheiten abzubauen und Vertrauen auf- bzw. weiter auszubauen. Das gelingt am besten, wenn man offen und transparent nicht nur über Entscheidungen, sondern auch über Zwischenschritte informiert und mit allen relevanten Zielgruppen – intern wie extern – im Austausch ist und auf die jeweiligen Bedürfnisse eingeht. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen mussten wir zum Teil auf etablierte Kommunikationsformate verzichten. Um trotzdem regelmäßig und vor allem persönlich zu kommunizieren, haben wir digitale Formate wie z.B. virtuelle Townhalls und Videokonferenzen genutzt. Auch unseren Kunden konnten wir sowohl digital als auch vor Ort mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dafür hatten wir unsere Filialen die ganze Zeit über geöffnet. Zudem haben sich in der Spitze 1.000 Mitarbeiter ausschließlich um unsere Firmenkunden gekümmert, damit die Hilfsgelder so schnell wie möglich durchgeleitet werden konnten.