#wirsindpfandbrief: Im Gespräch mit Dirk Mewesen

Dirk Mewesen Bereichsleiter Treasury, Helaba

Mit Ausbruch der Pandemie sind Banken bei Pfandbrief-Emissionen zurückhaltend geworden. Wann steht Ihre nächste Emission an, und wie hat sich durch COVID-19 Ihr Emissionsplan verändert?

Die Aussage, dass Banken „mit Pfandbrief-Emissionen zurückhaltend geworden“ sind stimmt m. E. nicht ganz, sehr viele Banken haben sogar in größerem als ursprünglich geplanten Umfang Pfandbriefe emittiert. Allerdings werden deutlich weniger dieser Emissionen am breiten Kapitalmarkt platziert, sondern vielfach bei der EZB zur Refinanzierung eingesetzt. Im Zuge der Konditions-Anpassung des TLTRO III sind die Refinanzierungskonditionen im Vergleich zu den Marktkonditionen außerordentlich attraktiv, sodass für sehr viele Institute in der aktuellen Situation die Refinanzierung über die EZB ökonomisch sinnvoller ist. Die Maßnahmen der EZB im Rahmen der Pandemie beeinflussen damit natürlich das Emissionsgeschehen am Kapitalmarkt und im 2. Halbjahr ist mit einem deutlichen Rückgang an syndizierten Pfandbriefemissionen zu rechnen. Dies trifft auch auf die Helaba zu.

Welche Bedeutung erfährt der „Green Deal“ während der Krise?

Die Corona-Krise hat vieles in Frage gestellt, aber ein Trend ist ungebrochen und wird eher noch bestärkt: Das Thema Nachhaltigkeit. Der gesellschaftliche und politische Druck auf Unternehmen und Finanzinstitute wird größer, sich nachhaltigem Handeln zu verschreiben. Die Umweltaspekte des Klimawandels liegen dabei auf der Hand, aber die Diskussion hat auch weitere Aspekte, wie die Berücksichtigung sozialer und ethischer Standards als Beispiel. Die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien fließt bei den Bewertungen von Ratingagenturen ein und wir sehen einen anhaltenden Trend, dass die Nachfrage nach nachhaltigen, „grünen“ Finanzprodukten das Angebot bei weitem übersteigt.

Welche Lehren zieht Ihre Bank aus der bisherigen Krisenzeit (u. a. Digitalisierung)?

Die letzten Wochen haben viele Digitalisierungsthemen beschleunigt und wir haben gezeigt, dass wir in kürzester Zeit den größten Teil der Mitarbeitenden remotefähig machen konnten. Doch das Thema Digitalisierung geht weit darüber hinaus. Es wird das Bankgeschäft weiter massiv verändern und andere Wettbewerber auf den Plan rufen. Wir werden die begonnene digitale Transformation konsequent vorantreiben, dies gilt für die Digitalisierung von internen Prozessen genauso wie die Weiterentwicklung digitaler Kundenlösungen.

Hat die COVID-19 Krise bei Ihnen einen Change-Prozess ausgelöst bzw. verstärkt oder angetrieben?

Die COVID-19 Krise hat bei uns keinen neuen Change Prozess ausgelöst, dem tiefgreifenden Strukturwandel in der Bankenwelt aufgrund von Null- und Negativzinsphase, Regulatorik, Digitalisierung etc. stellen wir uns bereits. Die COVID-19-Krise führt jetzt zusätzlich dazu, dass wir uns einer erneut veränderten „Normalität“ mit entsprechend neuen und großen Herausforderungen stellen müssen. Dabei behalten wir unsere eigene Agenda im Blick und orientieren uns an unserem bewährten strategischen Geschäftsmodell.

Unsere Kampagne trägt den Namen #wirsindpfandbrief. Inwiefern profitieren Sie von der Zusammenarbeit im vdp – allgemein und insbesondere während der COVID-19-Pandemie?

Der vdp war und ist schon immer ein sehr verlässlicher Partner für die Helaba und ist ein guter Promoter und Interessenvertreter für das Erfolgsprodukt Pfandbrief. Der Verband hat maßgeblich zur Weiterentwicklung und den „Export“ des Pfandbrief-Konzeptes in viele Länder beigetragen, die hohen Standards des Pfandbriefs haben in vielen Teilen Eingang in die Covered Bond Gesetze in anderen Jurisdiktionen weltweit gefunden. Durch die intensive Befassung mit aufsichtsrechtlichen, regulatorischen- und Marktthemen bietet der Verband eine exzellente Plattform zur einheitlichen Interessenvertretung auf nationaler und internationaler Ebene.    

Wie wird sich die plötzliche Homeoffice-Realität langfristig auf den Büroimmobilienmarkt auswirken? (Wird sich Homeoffice auch nach der COVID-19-Krise verstärkt durchsetzen und Büroflächen obsolet machen?

Vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie befand sich der deutsche Büromarkt in einer sehr robusten Verfassung. Diese Ausgangslage sollte auch helfen, die kurzfristigen Folgen der Krise in einem überschaubaren Rahmen zu halten. Belastbare langfristige Aussagen zu den Auswirkungen von COVID-19 für den Büroimmobilien-Markt sind u. E. nur sehr schwer möglich.  Die potentielle Transformation der Arbeitswelt steht u. E. noch ganz am Anfang, in Deutschland ist die Quote des mobilen Arbeitens im internationalen Vergleich noch relativ gering. Erst wenn eine erhöhte Homeoffice-Tätigkeit zu einer dauerhaften Reduktion der vorgehaltenen Arbeitsplätze in den Unternehmen führt, wird sich deren Bedarf an Büroflächen reduzieren. Die generelle Nachfrage nach Büroflächen gerade in Top-Lagen übersteigt nach Experten-Meinung weiterhin das Angebot. Direkte Auswirkungen aus einer verstärkten Homeoffice-Tätigkeit erwarten wir somit nicht.