#wirsindpfandbrief: Im Gespräch mit Hans Jürgen Kulartz

Hans Jürgen Kulartz Mitglied des Vorstands, Berliner Sparkasse

Welche Lehren zieht Ihre Bank aus der bisherigen Krisenzeit (u.a. Digitalisierung)?

Der Beratungsbedarf unserer Kundinnen und Kunden ist groß. Wir sind, wenn auch im digitalen oder telefonischen Sinne, mit vielen noch enger aneinandergerückt.

Grundsätzlich steht der Immobilienbranche ein Digitalisierungsschub bevor – Videobesichtigungen sind da nur ein Beispiel. Wir haben auch schon vor Corona auf digitale Formate in der Kundenbeziehung gesetzt und sehen uns jetzt darin bestärkt, dies weiter auszubauen. In der gewerblichen Immobilienfinanzierung können unsere Kunden beispielsweise sämtliche Daten und Dokumente online einreichen.

Bei unseren Finanzierungen hat sich eine breite Diversifizierung bewährt. Während Hotels, Shopping Malls und größere Einzelhandelszentren von den Corona-Maßnahmen betroffen waren und sind, hat die Logistikbranche zum Beispiel stark zugelegt. 

Unsere Kampagne trägt den Namen #wirsindpfandbrief. Inwiefern profitieren Sie von der Zusammenarbeit im vdp – allgemein und insbesondere während der COVID-19-Pandemie?

In der Gewerblichen Immobilienfinanzierung verschafft uns der vdp wertvolle Informationen aus erster Hand – seien es Studien oder die Research- und Transaktionsdatenbank – und Zugang zu anderen Immobilienfinanzieren. Unser Treasury wiederum setzt auf die vdp-Beratungsdienstleistungen rund um das Immobilien- und Kommunaldeckungsgeschäft.

Darüber hinaus steht der Verband für koordiniertes Vorgehen im politischen und aufsichtlichen Raum, zum Beispiel mit dem Vorstoß für ein Tilgungsmoratorium. Dass der vdp auch in der Pandemie Sitzungen organisiert und Informationen bereitgestellt hat, war eine große Hilfe.

Wie wird sich die plötzliche Homeoffice-Realität langfristig auf den Büroimmobilienmarkt auswirken? (Wird sich Homeoffice auch nach der COVID-19-Krise verstärkt durchsetzen und Büroflächen obsolet machen?)

Die Zusammenarbeit vor Ort hat nicht an Wert verloren, viele zieht es inzwischen zumindest teilweise zurück in die Büros und zu den Kollegen. Gleichzeitig haben digitale Formate und dezentrale Teams aus Sicht vieler die Bewährungsprobe in den vergangenen Monaten gut bestanden – die Mischung zwischen Homeoffice und Arbeiten im Büro wird daher wohl künftig etwas ausgewogener sein. Dafür müssen viele Arbeitgeber in Sachen Digitalisierung aber noch etwas tun. Wie viel zusätzliche Fläche Unternehmen für den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeiter künftig freihalten wollen oder müssen ist noch nicht abzusehen. Es ist aber gut denkbar, dass sich die Effekte – mehr Abstandhalten im Büro und mehr Homeoffice – in etwa ausgleichen. Zudem dürfte mit dem Trend zum Homeoffice die Nachfrage nach Coworking Spaces steigen, da nicht alle in der eigenen Wohnung die geeigneten Räume haben.

Inwiefern hat sich die Kommunikationsstrategie Ihres Hauses (intern/extern) im Zuge der COVID-19-Krise verändert?

Wir haben unsere Kundenkommunikation deutlich verstärkt und allein mit Gewerbetreibenden und Unternehmern in den ersten Monaten der Pandemie gut 20.000 Gespräche geführt. Den Draht zu unseren Privatkundinnen und -kunden haben wir aktiv telefonisch aufrechterhalten und dafür sehr viel positive Rückmeldungen erhalten. Intern haben wir neue Wege des Austauschs gefunden, um Teams informiert und motiviert zu halten – die Anzahl an Videokonferenzen ist in die Höhe geschnellt und im Intranet haben wir rund um die Uhr an einer zentralen Anlaufstelle Fragen rund um Corona geklärt, damit die Vielzahl an neuen Informationen nicht unübersichtlich wird.