#wirsindpfandbrief: Im Gespräch mit Oke Heuer

Oke Heuer Mitglied des Vorstands, Sparkasse zu Lübeck

Welche Lehren zieht Ihre Bank aus der bisherigen Krisenzeit (u.a. Digitalisierung)?

Das Coronavirus hat uns alle herausgefordert. Wir alle standen und stehen noch immer einer Situation gegenüber, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Diese Herausforderung haben wir gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden angenommen und besonnen, schnell und mit größtmöglicher Kraftanstrengung reagiert. Dabei zeigte sich sehr deutlich, wie wichtig eine Hausbank wie die Sparkasse zu Lübeck ist – gerade auch in Zeiten von Covid-19. Unser Haus hat sich dabei schnell und effektiv auf die neue Situation eingestellt, immer mit dem Ziel, zu jedem Zeitpunkt und mit aller Energie für die Kundinnen und Kunden da zu sein, um zu helfen und um die finanziellen Auswirkungen der Krise gemeinsam zu meistern – direkt, schnell und fair. So haben wir beispielweise sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie leistungsfähig unsere Kreditfinanzierung in der Covid-19-Krise war und ist. Und auch die Kolleginnen und Kollegen in unserem DialogCenter in Lübeck haben Außerordentliches geleistet. Denn rund 40 Prozent Mehranrufe erreichten die Sparkasse zu Lübeck in den Monaten März bis Mai 2020. Daher haben bis zu zehn Kollegen aus anderen Bereichen der Sparkasse das Dialog-Center unterstützt und telefoniert, gechattet oder gemailt, so dass die Sparkasse zu Lübeck immer für ihre Kundinnen und Kunden erreichbar war. Diesen Multikanal-Weg werden wir auch zukünftig weiter fortsetzen.

Im Rahmen unseres Business Continuity Managements haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkasse zu Lübeck darüber hinaus eine Vielzahl von Maßnahmen sehr erfolgreich umgesetzt. Hierzu zählten unter anderen das Einrichten von Schutzzonen, die räumliche Trennung von Teams und das damit einhergehende notwendige Vereinzeln von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowohl im Hause der Sparkasse als auch durch das Arbeiten aus dem Homeoffice heraus. Dies alles geschah mit dem Ziel, das Infektionsrisiko weitest möglich zu reduzieren und die Betriebsbereitschaft der Sparkasse zu Lübeck sicherzustellen.

Durch Veränderungen, neue digitale Möglichkeiten und das Mobile Arbeiten, haben sich die digitalen Fähigkeiten aller merklich erhöht. Bei alledem – und das ist eine herausragende Leistung – wurden die Bearbeitungszeiten eingehalten. Dieses war nur möglich durch eine große Einsatzbereitschaft aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Möglich gemacht hat das aber auch die tatkräftige Unterstützung der FinanzInformatik als IT-Dienstleister der Sparkassen.

Außerdem haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkasse zu Lübeck auch dahingehend Verantwortung übernommen, indem sie auch zu Hochzeiten der Coronakrise an ausgewählten Geschäftsstellenstandorten Beratungs- und Serviceleistungen für ihre Kundinnen und Kunden erbracht haben.

Das durch die besonderen Umstände und umgesetzte Maßnahmen gestärkte Zusammengehörigkeitsgefühl in der Betriebsgemeinschaft der Sparkasse, die gegenseitige Achtsamkeit und auch die Dankbarkeit, die Kunden der Sparkasse uns entgegenbringen, sind starke und prägende Erfahrungen. Sie werden uns helfen, die Herausforderungen der Pandemie erfolgreich zu bewältigen.

Mit Ausbruch der Pandemie sind Banken bei Pfandbrief-Emissionen zurückhaltend geworden. Wann steht Ihre nächste Emission an, und wie hat sich durch Covid-19 Ihr Emissionsplan verändert?

Das Immobilienfinanzierungsportfolio gehört zu den wesentlichen Kerngeschäftsfeldern der Sparkasse zu Lübeck AG. Der Pfandbrief ist dabei ein wichtiger Bestandteil der Refinanzierungs-, Collateral- und Zinsbuchstrategie des Hauses. Die Herausforderungen, die durch Covid-19 entstanden sind, zeigen ganz klar, wie wichtig eine hohe Liquiditätsposition und gut diversifizierte Refinanzierungsquellen sind. So konnten wir beispielsweise im 2. Quartal 2020 Pfandbriefe an institutionelle Investoren emittieren. Damit konnten wir unsere Liquiditätskennziffern deutlich übererfüllen.

Für das Collateralmanagement aber auch zur Zinssicherung des langfristigen Kreditgeschäfts wird die Sparkasse zu Lübeck weiterhin auf das Pfandbriefgeschäft setzen und am Emissionsplan festhalten. Das heißt, es werden weitere Puffer ausgebaut und auch die Deckungsregister werden weiter befüllt. So sind im 4. Quartal 2020 weitere Emissionen vorgesehen.

Unsere Kampagne trägt den Namen #wirsindpfandbrief. Inwiefern profitieren Sie von der Zusammenarbeit im vdp – allgemein und insbesondere während der Covid-19-Pandemie?

Der vdp ist für uns als mittelgroße Pfandbriefsparkasse seit vielen Jahren ein relevanter und wichtiger Partner, der uns mit seinem Know-how und seiner Expertise jederzeit, umfassend und tatkräftig unterstützt. Dies war zuletzt zu Beginn des Jahres 2020, beim Rating unseres Pfandbriefs, der Fall.  Wir schätzen dabei die schnelle, unkomplizierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit sehr. So war und ist der vdp während der Covid-19-Pandemie mit neuen Formaten stets für seine Mitglieder verfügbar.

Hat die Covid-19-Krise bei Ihnen einen Change-Prozess ausgelöst bzw. verstärkt oder angetrieben?

Die vor der Coronakrise bereits existierenden Megatrends haben sich in den vergangenen Monaten verstärkt. Das ist unstrittig. Hierzu zählen Themen wie „Negativ- bzw. Niedrigzins“, aber auch „Digitalisierung“ und „Nachhaltigkeit“ in all ihren Facetten. Das hat zur Folge, dass die Sparkasse zu Lübeck ihre Strategie und ihr Geschäftsmodell weiter anpassen muss. Im Einzelnen bedeutet das, die Digitalisierung / Automatisierung des Hauses weiter voranzutreiben, Kosten weiter zu senken und auch die Preispolitik regelmäßig zu überprüfen. Kostenmaßnahmen allein reichen nicht, wir müssen unsere Ertragsstrategie mit dem konsequenten Ausbau unseres Provisionsgeschäftes fortsetzen. Wir setzen dabei auf unseren Hausbankstatus.

Zu den positiven Auswirkungen von Covid-19 zählen aber auch neue Arbeitsweisen und -modelle. Die Möglichkeiten, die digitale Technik und das „Mobile Arbeiten“ Arbeitgebern und Arbeitnehmern bieten, gilt es zu nutzen – zum Vorteil beider Seiten. Gemeinsam im Verbund der S-Finanzgruppe ist die Sparkasse zu Lübeck dabei gut aufgestellt und gewappnet für die Zukunft. Die Sparkassenorganisation hat ihre Leistungsfähigkeit in den herausfordernden Monaten der Coronakrise sehr unter Beweis gestellt. Sie wird ihre digitale Agenda, auch gemeinsam mit der Sparkasse zu Lübeck AG, weiter vorantreiben.

Welche Maßnahmen aus der Politik wünschen Sie sich bzw. erachten Sie als notwendig?

Es gibt Momente von historischer Dimension, in denen sich die Wegrichtung in die Zukunft ändert: Diese Zeit ist jetzt. Das Jahr 2020 werden wir alle nie wieder vergessen. Das ist sicher. Wir stellen fest, dass ein Zustand tiefer Ungewissheit fast alle Ebenen erfasst hat. Dem gilt es gezielt entgegenzutreten. Es ist daher gut, dass die Politik schnell, umfassend und entschlossen reagiert hat – sei es auf Bund- Länderebene, in Brüssel oder bei der Europäischen Zentralbank. Diese Orientierung, auch und besonders das nachhaltige Investieren in den Vordergrund zu rücken, war und ist notwendig.

Die bereitgestellten Unterstützungspakete haben gewaltige Ausmaße. Sie können helfen, die Krise und die Folgen der Pandemie zu bewältigen. Die jeweiligen Institute der Kreditwirtschaft stehen dabei jedes einzeln in der Verantwortung, ihre Aufgaben als Hausbanken für unsere Wirtschaft und Gesellschaft auch wahrzunehmen. So steht aktuell insbesondere die Kreditfinanzierung im Vordergrund.

Darüber hinaus sind die jüngst von der EU beschlossenen Änderungen an der „Capital Requirements Regulation“ (CRR) und der CRR 2 ausdrücklich zu begrüßen. Sie werden die Auswirkungen von Covid-19 auf die Banken mildern. Die durch die CRR 2 eingeführten bzw. erweiterten Unterstützungsfaktoren für Risikopositionen gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen treten, wie auch bestimmte Infrastrukturfinanzierungen, bereits in diesem Jahr in Kraft und nicht im Juni 2021, wie ursprünglich vorgesehen. Sie sorgen damit für eine Entlastung bei den risikogewichteten Aktiva bzw. Eigenkapitalanforderungen im wichtigen Geschäftsfeld der kleineren und mittleren Unternehmen.