#vdpmeetsgreen: Interview mit Stephan Buschek

Stephan Buschek Mitglied des Vorstands, Alte Leipziger Bauspar

1. Die COVID-19-Krise hat in den vergangenen Monaten weltweit den öffentlichen Diskurs geprägt und die Klimakrise etwas verdrängt. Wie bewerten Sie die zukünftige Bedeutung der Klimakrise nach dem Ende der Pandemie?

Nach dem Abflachen der COVID-19-Krise wird die Klimakrise wieder sehr viel stärker in den Fokus rücken. Die Bedeutung der Klimakrise hat durch die Pandemie keinesfalls abgenommen, auch wenn die weltweiten Einschränkungen zeitweise zu einer deutlichen Reduktion der Treibhausgase geführt haben. Der Klimawandel macht dennoch keine Pause. Die Temperaturen und auch der Meeresspiegel steigen weiter.

Die Klimakrise gehört zu den größten Herausforderungen, denen wir uns aktuell und in Zukunft stellen müssen, um die heute schon sichtbaren drastischen Folgen zu begrenzen. Nur so kann eine lebenswerte Zukunft für die nachfolgenden Generationen sichergestellt werden. Um die globale Erwärmung zu reduzieren und die globalen Durchschnittstemperaturen zu stabilisieren, wird es erforderlich sein, die Emissionen auf „null“ zu reduzieren. Dem Gebäudesektor kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da er direkt und indirekt zu den größten CO2-Verursachern in Deutschland zählt.


2. Nachhaltigkeit liegt nicht nur in den Händen der Politik. Was kann und muss die Finanzwirtschaft leisten?

Als Bausparkasse leisten wir einen wichtigen und nachweislichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Die Darlehensvergabe ist grundsätzlich auf Privatpersonen und eine wohnwirtschaftliche Nutzung wie Neubau, Kauf oder Renovierung beschränkt, die per se auf Nachhaltigkeit zielt. Wir bekennen uns zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und richten unser unternehmerisches Handeln systematisch danach aus. Außerdem haben wir die ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung in die Kerngeschäftspraktiken aufgenommen. In diesem Sinne richten wir unser Handeln nicht nur an ökonomischen, sondern auch an sozialen und ökologischen Aspekten aus.

Bausparkassen sind wesentliche Finanzierer von privatem Wohnraum, insbesondere von neuen Immobilien mit höheren Energieeffizienzstandards. Als einer der größten CO2-Verursacher bietet der Gebäudebestand einen großen Hebel für die Klimawende. Durch die Bereitstellung öffentlicher Darlehensprogramme (z. B. KfW-Darlehen) und eigener Baufinanzierungsprodukte (z. B. Green Mod) unterstützen wir bereits heute Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden. Dazu zählen Sanierungen wie Gebäudedämmungen, effiziente Fensterverglasungen, die Ergänzung bestehender Heizanlagen durch Solarthermie sowie den Austausch fossiler Energieträger wie Öl oder Gas und ihren Ersatz durch moderne Heizanlagen mit erneuerbaren Energieträgern. 

Damit sind Bausparkassen schon heute wichtige Treiber des Klimaschutzes und sozusagen „Finanzierer“ der Klimawende. Hinsichtlich Transparenz und Konzentration im Hinblick auf ihren ökologischen Beitrag besteht dennoch Handlungsbedarf. 

3. Was haben Sie im Bereich Sustainable Finance bereits strategisch erreicht (z. B. Projekte) und was sind Ihre Ziele?

Wir arbeiten derzeit an der Weiterentwicklung bzw. Schärfung unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Wir wollen es transparenter machen, wenn Bauspar- und Darlehensmittel für nachhaltige Maßnahmen verwendet werden. Im Neugeschäft beabsichtigen wir den Anteil von Kundenfinanzierungen mit Projekten, die einen positiven Beitrag zur Klimabilanz leisten, deutlich zu erhöhen. Zusätzlich bauen wir ökologische Aspekte in unser Baufinanzierungsangebot ein. So haben wir im Herbst 2020 unser erstes eigenes nachhaltiges Baufinanzierungsprodukt für energieeffiziente Modernisierungen (Green Mod) am Markt platziert. Im Rahmen des Green Mod unterstützen wir zusätzlich Baumpflanzaktionen.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor, um die gesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ist darüber hinaus die Sensibilisierung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die vom Unternehmen verfolgten Nachhaltigkeitsprojekte.

2020 hat die ALH Gruppe die PRI (Principles for Responsible Investment) unterzeichnet und will diese in den nächsten drei Jahren umsetzen. Im Bereich unserer Kapitalanlagen erwerben wir in verstärktem Umfang Wertpapiere, die die ESG-Kriterien erfüllen.