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"Jumbos" feiern Jubiläum

  • Erster Jumbo-Pfandbrief wurde 1995 emittiert
  • Kurz-Interview mit Sascha Kullig zur 25-jährigen Historie der Jumbo-Pfandbriefe

Angesichts des 250-jährigen Jubiläums, das der Pfandbrief im vergangenen Jahr feierte, ist der Jumbo-Pfandbrief noch vergleichsweise jung an Lebensjahren. Gerade einmal 25 Jahre ist es her, als erstmals ein großvolumiger Pfandbrief auf den Markt kam.

Pionier war damals die Frankfurter Hypothekenbank, die am 26. Mai 1995 einen Öffentlichen Pfandbrief über 500 Mio. DM emittierte, der wenige Monate später sogar auf 1 Mrd. DM aufgestockt wurde – ein Volumen, das damals sensationell hoch erschien.

Am 27. Juli 1995 folgte die zweite großvolumige Pfandbrief-Emission – dieses Mal von der Bayerischen Vereinsbank. Beim Vertrieb dieses Hypothekenpfandbriefs, dessen Volumen in den Monaten nach der Emission von zunächst 500 Mio. DM sogar auf 2 Mrd. DM aufgestockt wurde, kam erstmals der Zusatz „Jumbo“ zum Einsatz.

Galten anfangs also noch Pfandbriefe mit einem Volumen ab 500 Mio. DM als „Jumbo“, erhöhte sich das Mindestvolumen erstmals mit der Euro-Einführung auf 500 Mio. Euro. Im Zuge der im Jahr 2003 vom Verband deutscher Hypothekenbanken (VdH), Vorgänger-verband des vdp, vorgenommenen Modernisierung der Mindest-standards für Jumbo-Pfandbriefe wurde das „Jumbo“-Mindestvolumen auf 1 Mrd. Euro angehoben.

Wie rasant sich der Jumbo-Pfandbriefmarkt seit 1995 entwickelt hat, berichtet Sascha Kullig, Mitglied der vdp-Geschäftsleitung und Bereichsleiter Pfandbrief, Kapitalmarkt und Investor Relations, im Kurz-Interview:

Wie hat sich der Jumbo-Pfandbrief-Markt aus Ihrer Sicht seit 1995 entwickelt?

Der Jumbo-Pfandbrief war 1995 das richtige Instrument zur richtigen Zeit. Nach der Wiedervereinigung erhöhte der Bund seine Kapitalmarktaktivitäten signifikant. Gleichzeitig wurden die Kapitalmärkte internationaler, neue Investoren traten auf und eine gute Sekundärmarktliquidität gewann an Bedeutung. Mit dem Jumbo-Pfandbrief reagierten die deutschen Hypothekenbanken auf das geänderte Marktumfeld und legten damit den Grundstein für den Pfandbrief- und Covered Bond-Markt, wie wir ihn heute kennen. Der Markt wuchs rasant, auch dank der im März 1996 vom damaligen VdH (heute vdp) entwickelten Mindeststandards für Jumbo-Pfandbriefe. Bis Ende 1996 stieg das Volumen an Jumbo-Pfandbriefen auf über 120 Mrd. DM, den Höhepunkt erreichte der Markt Mitte 2003 mit einem ausstehenden Volumen von rund 420 Mrd. Euro. Diese Erfolgsgeschichte machte andere Länder auf das Produkt aufmerksam, und so hat der Jumbo-Pfandbrief sicher einen großen Anteil daran, dass Covered Bonds heute quasi in ganz Europa fest etabliert sind und global auf immer mehr Interesse stoßen. Zudem ist der Jumbo-Pfandbrief ein gutes Beispiel dafür, dass sich mit dem soliden und traditionellen Pfandbrief hervorragende Innovationen schaffen lassen.

Jumbo-Pfandbriefe machen ein Zehntel der mehr als 250-jährigen Pfandbrief-Geschichte aus. Welche Bedeutung haben "Jumbos" heute für den Pfandbrief-Markt?

Der Jumbo-Pfandbrief hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, zu der auch schwierige Zeiten gehören, auf die stets durch Anpassungen z.B. der Mindeststandards, reagiert wurde. Hatten Jumbo-Pfandbriefe, d.h. großvolumige Pfandbriefe mit einem Mindestemissionsvolumen von 1 Mrd. Euro, 2005 noch einen Anteil von rund 36% am gesamten ausstehenden Pfandbriefvolumen, liegt er heute nur bei rund 13%. Die Gründe hierfür sind vielfältig. So ist das ausstehende Volumen des Öffentlichen Pfandbriefs, der maßgeblich zum Erfolg des Jumbo-Pfandbriefs beigetragen hat, etwa seit der Jahrtausendwende signifikant geschrumpft. Gleichzeitig wurden gesetzliche Regelungen eingeführt, die die Emission von Jumbo-Pfandbriefen in gewisser Weise erschwerten. Zu denken ist da an die barwertige Deckungsrechnung mit Zins- und Währungsstresstests sowie vor allem an die Einführung eines Liquiditätspuffers. Vor diesem Hintergrund spielen aktuell so genannte Benchmark-Emissionen, also großvolumige Pfandbriefe mit einem Mindestemissionsvolumen von 500 Mio. Euro, eine wesentlich größere Rolle. Daraus sollte indes nicht der Schluss gezogen werden, dass der Jumbo-Pfandbrief ausstirbt. Nach wie vor ist er ein für viele Pfandbriefbanken wichtiges Refinanzierungsinstrument, das den Bedürfnissen bedeutender Investoren gerecht wird.

Wie wirkt sich die COVID-19-bedingte Wirtschaftskrise bislang auf den Pfandbrief-Markt im Allgemeinen und auf "Jumbos" im Besonderen aus?

Der Pfandbrief-Markt verzeichnete 2020 einen guten Jahresstart, unter anderem mit drei emittierten Jumbo-Pfandbriefen bis Anfang März. Mit Ausbruch der COVID-19 Pandemie in Europa kam die Platzierung von Pfandbriefen am Markt dann zunächst einmal fast zum Erliegen. Das lag aber nicht daran, dass keine Pfandbriefe mehr abzusetzen waren. Vielmehr nutzten die deutschen Pfandbriefbanken die aus ihrer Sicht deutlich günstigeren Refinanzierungsmöglichkeiten über die EZB. Hierzu emittierten sie Pfandbriefe und reichten diese als Sicherheiten im Eurosystem ein. Das erklärt auch das auf den ersten Blick paradox anmutende hohe Emissionsvolumen in 2020. Laut Bundesbank wurden in den ersten fünf Monaten dieses Jahres mehr Pfandbriefe emittiert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Immerhin wurden im Juni 2020 wieder zwei Jumbo-Pfandbriefe und zwei Benchmark-Emissionen am Markt platziert. Das zeigt, dass das Vertrauen in und die Nachfrage nach Pfandbriefen intakt sind.