#vdpmeetsgreen: Interview mit Stefan Unterlandstättner

Alexander Müller Vorstandsvorsitzender, Deutsche Kreditbank

Die COVID-19-Krise hat in den vergangenen Monaten weltweit den öffentlichen Diskurs geprägt und die Klimakrise etwas verdrängt. Wie bewerten Sie die zukünftige Bedeutung der Klimakrise nach dem Ende der Pandemie?

Da muss ich in Teilen widersprechen: Ich stimme zu, dass die Corona-Pandemie den öffentlichen Diskurs durchaus bestimmt hat – und das zurecht. Aber von einer Verdrängung kann keine Rede sein, im Gegenteil: Die Krise war ein exogener Schock in allen Bereichen, mit dem Ergebnis, dass die Menschen angefangen haben politische, wirtschaftliche und soziale Umstände und Entwicklungen noch kritischer zu hinterfragen. Dies hat sich als Katalysator auf die Wahrnehmung der Klimakrise ausgewirkt, der Handlungsbedarf beim Thema Nachhaltigkeit wurde offensichtlicher und für die Menschen verständlicher. Die Klimakrise ist gekommen, um zu bleiben. Das spürt man auf allen Ebenen, sei es durch wissenschaftliche Fakten, den Druck von der Straße durch Fridays for Future oder die zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Strategien von Unternehmen. Nachhaltigkeit ist das Mega-Thema unserer Zeit.

Nachhaltigkeit liegt nicht nur in den Händen der Politik. Was kann und muss die Finanzwirtschaft leisten?

Die Finanzwirtschaft muss den Umbau hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft finanzieren. Es gilt das Prinzip „shifting the trillions“ – wir müssen es schaffen, die milliardenhohen Kapitalströme in nachhaltige Projekte zu lenken. Keine Bank ist dazu gezwungen, den Bau eines Kohlekraftwerks zu finanzieren. Banken müssen der Realwirtschaft die Transformation ermöglichen und aktiv begleiten. Dadurch ergibt sich eine riesige Verantwortung, aber gleichzeitig noch mehr Chancen. Ich bin fest davon überzeugt, dass am Ende nur die Banken erfolgreich sein werden, die nachhaltig sind – und dies bemisst sich nicht an Lippenbekenntnissen, sondern am Kreditbuch.

Was haben Sie im Bereich Sustainable Finance bereits strategisch erreicht und was sind Ihre Ziele?

Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA: Wir möchten beweisen, dass wir erfolgreich sind, weil wir nachhaltig sind – und uns nicht nur nachhaltig ausrichten. Diese Botschaft transportieren wir mit unserer #geldverbesserer-Kampagne. Durch unsere Finanzierungen im Bereich der Erneuerbaren Energien konnten wir rechnerisch bereits 6 Atomkraftwerke ersetzen, wir haben über 1.000 Schulen und Kitas sowie rund 9.900 Arztpraxen und Apotheken finanziert.  Bis 2030 möchten wir 80 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen realisieren und klimaneutral werden. Jetzt gilt es, das Thema Nachhaltigkeit noch tiefer in allen Bereichen und Prozessen der Bank zu verankern und die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung gemeinsam zu denken. Übrigens, zurück zu Corona: Wir sind aufgrund unserer nachhaltigen Ausrichtung gut durch die Pandemie gekommen. Nachhaltige Geschäftsmodelle sind krisenfester.