#vdpmeetsgreen: Interview mit Gero Bergmann

Gero Bergmann Mitglied des Vorstands, BayernLB

1. Die COVID-19-Krise hat in den vergangenen Monaten weltweit den öffentlichen Diskurs geprägt und die Klimakrise etwas verdrängt. Wie bewerten Sie die zukünftige Bedeutung der Klimakrise nach dem Ende der Pandemie?

Ungeachtet der aktuellen COVID Situation ist der Klimawandel nicht nur ein Trend, sondern eine der wesentlichsten Entwicklungen, denen sich auch die Industrie und Finanzwirtschaft in den kommenden Jahren stellen muss. Die Klimakrise wird mannigfaltigen Einfluss auf die Wirtschaft und Gesellschaft haben und demzufolge müssen Finanzdienstleister ihre Risikomodelle, Kunden- und Produktstrategien entsprechend anpassen und ihren Beitrag zur Transformation leisten.

2. Nachhaltigkeit liegt nicht nur in den Händen der Politik. Was kann und muss die Finanzwirtschaft leisten? 

Eine Schlüsselfunktion bei der Begleitung von nachhaltigen Transformations- und Innovationsprozessen in der Realwirtschaft - auch mit Blick auf die eigene Transformation - wird die Finanzwirtschaft sowohl mit ihrem ökonomischen, ökologischen aber auch sozialen und gesellschaftlichen Auftrag einnehmen. Die deutsche Sustainable Finance-Strategie mit dem Ziel, Klimaschutz und die sozial-ökologischen Transformation der Wirtschaft bis spätestens 2045 zu finanzieren, unterstreicht dieses Vorhaben. Dafür müssen Kapitalströme von den fossilen Ressourcen in Zukunftsinvestitionen umgeleitet werden. Insbesondere die Finanzwirtschaft muss sich durch die Integration nachhaltiger Anforderungen in ihre Finanzierungs-und Kapitalmarktangebote diesem Auftrag stellen.

3. Was haben Sie im Bereich Sustainable Finance bereits strategisch erreicht (z.B. Projekte) und was sind Ihre Ziele?

Die BayernLB richtet sich im Rahmen ihrer Fokussierung zukunftsfähig aus und fördert durch geschäftspolitische Entscheidungen und langfristige Zielsetzungen die aktive Ausrichtung an Nachhaltigkeit. Wir übernehmen Verantwortung durch die Begleitung von nachhaltigen Transformations- und Innovationsprozessen in der Realwirtschaft und für unsere eigene Transformation. Wir arbeiten eng mit Unternehmen der Real- und Finanzwirtschaft zusammen und engagieren uns, um Transparenz mit Blick auf relevante Nachhaltigkeitskriterien und Steuerungsgrößen zu fördern und offenzulegen. In Kooperation mit politischen Entscheidungsträgern, Branchenführern, Kunden, NGOs und weiteren Stakeholdern fördern wir den Übergang zu einer nachhaltigen und treibhausgasarmen Wirtschaft und unterstützen entsprechend geändertes Verhalten. Mit Blick auf die Transformation unseres Kundenportfolios haben wir uns einen Meilensteinplan für die kommenden Jahre vorgenommen. Zunächst wollen wir unseren Portfolioanteil an ESG-konformen Finanzierungen gegenüber den Werten des Jahres 2020 bis 2023 nennenswert erhöhen (Bottom-up-Ansatz). Dies erreichen wir zum einen durch die Erhöhung des nachhaltigen Impacts vor allem gemäß EU-Taxonomie und zum anderen durch die Konzeption einer adäquaten Risikosteuerung mit dem Ziel eines gut diversifizierten und beherrschbaren ESG-Risikoprofils.